Falco - die Story Bassist im Wiener Underground

 

Falco - die Story Bassist im Wiener Underground

Provokant, obszön, skurril - die erste bedeutendere Band in Falcos Leben war Drahdiwaberl. Für diese wilde Truppe zupfte er im Wiener Underground den Bass und spielte sich mit seiner Solonummer "Ganz Wien" in den Vordergrund. Wer nicht wusste, was ihn erwartet, musste von Drahdiwaberl schockiert sein.

Obwohl Falcos späterer Manager Horst Bork von einem Bekannten vorgewarnt war, konnte auch er es nicht fassen: "Ich traute meinen Augen kaum: Bandleader Stefan turnte auf der Bühne in furchterregenden Outfits aus dem Sado-Maso-Milieu herum!" Später bewarfen sich die Bandmitglieder von Drahdiwaberl mit riesigen Hamburgern, und wer nicht schnell genug in Deckung ging, bekam Hackfleisch und Ketchup ab. "Absoluter Höhepunkt jeder Show", erzählt Bork weiter, "war die Live-Performance des Songs 'Mulatschag', in deren Verlauf Paare unter Anfeuerung des Publikums auf der Bühne kopulierten."

Solo-Rufe aus dem Underground

Im Gegensatz zu seinem verlotterten Umfeld trägt Falco wie damals oft eine rote Uniformjacke mit goldfarbener Verzierung, Sonnenbrille und gegelte Haare. Zur Zeit des Auftritts 1981 hat der Bassist, der zuvor Gitarre spielte und als Kind Klavier gelernt hat, längst Solo-Ambitionen. Ein erster kleiner lokaler Hit ist ihm bereits mit "Ganz Wien" gelungen, seiner Solonummer bei Drahdiwaberl. Darin thematisiert er die Drogenszene der Stadt - prompt wurde der Song im Radio verboten. Der als Johann Hölzel geborene Wiener will schließlich schon als Kind Popstar werden und tanzt dafür gern außer der Reihe.

 
Namenskunde

Drahdiwaberl ist ein österreichisches Wort für Kreisel. "Dreh dich, Waberl", wobei Waberl eine Koseform von Barbara bedeutet. So wurden häufig Puppen genannt. Die Band Drahdiwaberl existiert heute noch.

Falco: Pate für den Künstlernamen stand der damalige DDR-Skispringer Falko Weißpflog. Johann Hölzel hat ihn 1977 beim Neujahrsspringen im Fernsehen gesehen und den Namen für sich entdeckt - nur das "k" wandelte er noch in das internationalere "c" um.

 

Popkultur aus Österreich

Popstar heißt für Falco internationaler Erfolg mit deutschem Gesang. So sagt er später in einem Interview: "Es war von Anfang an eine Begabung, die deutsche Sprache mit Zuhilfenahme englischer Idiome - die aber eigentlich schon integriert sind in unsere Umgangssprache - so flüssig zu machen, dass sie draufgehen auf diese Popmusik." Er will sich nicht der internationalen Popmusik anpassen, sondern sich diese zu eigen machen. "Popmusik ist nicht unser Kulturgut - das ist 'Schwarzbraun ist die Haselnuss', Richard Wagner oder Mozart. Aber ich bin aufgewachsen mit dieser Musik und sehe keinen Grund, sie nicht für meinen Kulturgebrauch zu adaptieren."

Erster großer Hit: "Der Kommissar"

 
Zitat

"Mit den Puristen war ich auch deswegen auf Kriegfuß, weil die sagen 'Der klaut ja rum im Lexikon der Rock 'n' Roll-Musik'. Why not? Sollen wir uns zu Tode langweilen?" Falco 1992

Noch 1981 schafft Falco den internationalen Durchbruch mit "Der Kommissar". Auch wenn dieser Hit auf Deutsch und mit weißem Rapgesang aufregend neu klingt, musikalisch hat er sich beim Motown-Musiker Rick James und seinem "Super Freak" bedient. Die B-Seite der Single war "Wir sind Helden", das Falco an "Heroes" von seinem großen Idol David Bowie anlehnt. Die Single und das zugehörige Album "Einzelhaft" erscheint übrigens beim österreischischen Label GiG Records, das auch Drahdiwaberl unter Vertrag hat.