Im Talk
"Falco fehlt mir jeden Tag..."
Nachruf. Katharina-Bianca veröffentlicht zum 10. Todestag das Buch "Falco war mein Vater". Und spricht über die Musik-Legende.
Sie bekam seine Liebe, wurde mit Geschenken überschüttet – bis 1993 die Meldung, Katharina-Bianca Vitkovic sei nicht Falcos leibliche Tochter, das Land und auch Hans Hölzels Herz erschütterte. Heute lebt die 21-Jährige mit ihrer Mutter Isabella (Falcos Ex-Frau) in Graz und arbeitet als gelernte EDV-Technikerin. Vom berühmten (Fast-)Vater blieben ihr nur ein Bühnenmantel und einige Privatfotos.
Buch-Therapie
Am 28.1. erscheint ihr Buch Falco war mein Vater (Ueberreuter), in dem sie auch mit Klischees aufräumt: "Er wird als kalt und oberflächlich dargestellt. Das war er nicht. Er war himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt", stellte sie im Interview mit MADONNA anlässlich Falcos 50. Geburtstages klar:
Rund um das Falco-Jahr wird über die Musik-Legende viel berichtet. Freut Sie das?
Katharina-Bianca: Es freut mich sogar sehr, weil er für mich eine außergewöhnliche Persönlichkeit war – als Künstler und als Mensch. Ich fordere sogar, dass mehr über meinen Vater berichtet wird.
Die Kunstfigur Falco wird als neurotisch & exzessiv beschrieben. Wie war er wirklich?
Er hatte eine Maske auf, die er bei mir aber abgelegt hat. Wenn er Zeit für mich hatte, dann war er ein sehr liebevoller Vater. Ich habe diese Künstlerfigur, die er für die Außenwelt repräsentiert hat, lange nicht verstanden. Er war einfach nur mein Vater.
Wie war er zu Ihnen, als Sie ein kleines Mädchen waren?
Mein Spitzname war Katze – ich war seine kleine Naschkatze (lacht). Ich bin mit Geschenken überhäuft worden. Es war nicht normal, aber als Kind habe ich das nicht realisiert. Er ist eine Vaterfigur, die ich sehr vermisse und ständig bei mir trage.
An welche Momente denken Sie noch heute gerne zurück?
Wie er mich oft in den Schlaf gesungen hat. Egal, ob es "Hänsel und Gretel war" oder seine eigenen Lieder. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er nach einer langen Tour in meiner Kinderzimmertür gestanden ist. Oder wenn wir spazieren waren, hat er mir fantasievolle Geschichten erzählt – damit hat er mich köstlich amüsiert.
Wie hat sich Falcos Persönlichkeit als Vater ausgedrückt?
Dadurch, dass ich so viele Geschenke bekommen habe. Wenn ich eine Barbie-Puppe wollte, dann hat er mir fünfzehn geschenkt und gleich in allen Variationen. „Eine reicht nicht für meine Prinzessin“, hat er gesagt. Daran hat man gemerkt, dass etwas anders war. Ich habe mich als Kind nur darüber gefreut. Meine Mutter hat oft geschimpft: Verwöhne sie nicht so viel!
Falco war immer auf der Suche nach Liebe. Wie haben Sie das als Kind empfunden?
Das war er total! Jede Zeit, die er gehabt hat, hat er mit mir verbracht. Er hat die Liebe einer Familie gesucht und sie als Ausgleich für seinen Lebensstil gebraucht.
Wie denken Sie dann über das Jahr 1993, als bei einem Vaterschaftstest herauskam, dass Sie nicht seine Tochter sind?
Er ist damals plötzlich vor der Tür gestanden und hat lange mit meiner Mutter geredet. Dann hat er mir versucht zu erklären, dass ich nicht seine Tochter bin. Er hat aber gesagt: Egal, was passieren wird, ich werde dein Vater bleiben. Wir hatten lange Zeit noch Kontakt.
Wie sehr hat ihn das verletzt?
Als er erfahren hat, dass ich nicht seine Tochter bin, ist eine Seifenblase zerplatzt. Viele sagen, das war der entscheidende Knick.
Die Geschichte war ein Skandal. Wie wirkte sich das auf Ihr Verhältnis zu Falco aus?
Ich habe eine richtige Wut auf ihn bekommen, weil ich es nicht verstanden habe, dass er es auf so fiese Art in die Öffentlichkeit getragen hat. Sein Ego war verletzt und er wollte meiner Mutter schaden. Später hat er sich dafür entschuldigt. Er hat versucht den Kontakt aufrechtzuerhalten – aber es war sicher eineinhalb Jahre Funkstille. Bis zu seinem Todestag gab es aber wieder Telefonkontakt.
Wieso waren Sie dann nicht auf seinem Begräbnis?
Als mir erzählt wurde, dass er einen Autounfall hatte, habe ich es erst einmal nicht realisiert. Ein, zwei Wochen später habe ich erst begriffen: Jetzt ist er weg! Und? (weint) Ich weiß nicht, ob ich es bereuen soll, dass ich nicht dort war. Wer weiß, was es bei den Medien wieder ausgelöst hätte! Hat eben nicht sein sollen?
Wie präsent ist Ihr Vater heute noch in Ihrem Leben?
Ab und zu rede ich noch mit ihm. Wenn es mir schlecht geht, suche ich Kontakt zu ihm. Ich spreche laut mit ihm und in Gedanken – kommt darauf an, ob jemand in der Nähe ist. Sonst hält mich jemand für verrückt! (Lacht.)
Čas od času s ním ještě mluvím. Když je mi zle, hledám k němu kontakt. Mluvím s ním potichu a v myšlenkách- za mnou dorazí, zda je někdo v blízkosti. Z toho by se jeden zbláznil. (směje se).
Překlad/Übersetzung: kamicek