Streit um Falcos Millionen

 

Mutter hilflos

Streit um Falcos Millionen

 

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Wien, 25. August 2009 Auch elf Jahre nach Hans Hölzels Tod beschäftigt sein Nachlass die Gerichte. Jetzt legte der Sachwalter von Falcos kranker Mutter verbittert seine Funktion zurück. 

Neuer Höhepunkt im giftigen Streit um das Erbe des Kult-Austropoppers Hans Hölzel, alias Falco: Mit 70 Jahren zermürbt von ständigen Anfeindungen und einem Wust von Prozessen hat der Wiener Notar Wilfried Köhler jetzt seine Funktion als Sachwalter von Falcos Mama, Maria Hölzel (82,) zurückgelegt.

Die Mutter des 1998 bei einem Autounfall verstorbenen Weltstars ist Alleinerbin, aber nach mehreren Schlaganfällen ein Pflegefall und schon lange nicht mehr geschäftsfähig. Um die hilflose Frau nicht im Stich zu lassen, bietet Beistand Köhler einerseits seinem Nachfolger (Rainer Mauritz) kostenlos Know-how bei der Einarbeitung in den umstrittenen Nachlass an (mittlerweile 62 Aktenordner mit fast 30.000 Seiten). Andrerseits ließ der verärgerte Jurist dem Bezirksgericht Wien-Favoriten noch einen "Bericht des Sachwalters“ zukommen, der es in sich hat.

Krieg um verschwundene Schilling-Millionen
Denn auch elf Jahre nach Falcos Tod liegen offenbar dichte Nebelschwaden über der Erbmasse des Popstars. Was laut Sachwalter Köhler mit zwei schwarzen Wolken zu tun hat.

Die eine: Wegen seines pompösen Lebensstils war Falco zuletzt bei seinem Freund, Fan und Gönner, Duty-Free-König Ronnie Seunig („Excalibur City“), verschuldet. Und offenbar hob Seunig dann zwischen den Jahren 2000 und 2005 als „Generalbevollmächtigter“ rund 1,3 Millionen Euro (damals 17 Millionen Schilling) von Hölzel-Konten ab, für die es zum Teil keine Rechnungslegung gibt. Zwar betont Kritiker Köhler (ab 2005 Sachwalter der Alleinerbin), er habe "nie von Diebstahl gesprochen, aber bei vielen Beträgen ist nicht nachvollziehbar, wofür das Geld verwendet wurde“. Also strengte er einen „Rechnungslegungsprozess“ an, über den nach langem Hickhack jetzt gar der EU-Gerichtshof entscheiden soll. Denn Seunig fordert als Gerichtsstand die Tschechische Republik.

Wundersamer Aufstieg der Privatstiftung
Seltsam selbst für Laien der zweite Kriegsschauplatz: die Falco PS (für: Privatstiftung). Mama Hölzel hat die Stiftung am 7.?12. 2004 eingerichtet (Vorsitzender: Ronnie Seunig) und alles Vermögen und ihre Einkünfte übertragen. Allerdings war sie damals laut einem Gutachten (Univ.-Prof. DDr. Dantendorfer) nicht mehr geschäftsfähig. Entsprechend entsetzt Sachwalter Köhler, als er fünf Monate später sein Amt übernahm.

Erstaunlich in der Tat: 2004 bekam Falcos Mama von der Stiftung 87.991,43 Euro ausbezahlt. Seit Köhler für die alte Dame sorgt, stiegen die Falco-PS-Erträge wundersam: Schon 2006 auf 197.612,86 Euro – und im ersten Halbjahr 2009 auf 434.311,95 Euro. Der Sachwalter kryptisch: „Wieso ein derartiger Unterschied zu den Einnahmen des Jahres 2004 unter der Verwaltung des Herrn Seunig besteht, bleibt der gerichtlichen Beurteilung überlassen.“

200 Euro Trinkgeld für den Friseur
Bis dahin lebt Falcos Mama von 1.500 Euro Taschengeld. Was knapp ist, weil sie noch immer nicht zwischen Schilling und Euro unterscheidet. Ihrem Friseur gibt sie zwei Hunderter Trinkgeld.