Zentralfriedhof
Wo ist nur das Falco-Grab?
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Der Westwind lässt die bunten Blätter über die Grabsteine tanzen. Die Herbstsonne brennt vom Himmel als gäbe es kein morgen. „Am Zentralfriedhof ist Stimmung“. Ja, eh schon wissen. Aber Stimme jetzt übrigens auch. Gemeint ist kein Totenchor. Ein neuer Audio-Guide lotst Interessierte seit kurzem durch den zweitgrößten Friedhof Europas. Wer auf schaurig-schöne Schmankerl oder gar Morbides hofft, wird enttäuscht. Viel mehr dringen Personeninfos und Friedhofs-Fakten ans Ohr.
„Nehmen’s lieber das Buch“
„Den Audio-Guide wollen’s? Nehmen’s lieber das Buch über die Ehrengräber und den Orientierungsplan. Das ist genau so gut“. Wer versehentlich beim Tor 1 nachfragt, muss wohl mit so einer Antwort rechnen. Drei Minuten Fußmarsch und ein Tor weiter klappt es dann mit der Übergabe. 7 Euro müssen hingeblättert, ein Personalausweis hinterlegt werden. Geduldig erklärt der Portier das kleine Gerät mit Touchscreen. Und dann kann’s eigentlich schon losgehen. Aber wohin jetzt?
Kompliziert: Audio-Guide, Folder und Stationen-Blatt
Zum Glück ist ein Folder mit Mini-Plan dabei. Und zum Glück hat Mensch Adleraugen, weil groß ist echt anders. Das separat hineingelegte Stationen-Blatt flattert das erste Mal zu Boden. Wer allein unterwegs ist, muss schauen, wo er bleibt. Karin und Theresa Görlich aus Franken (Deutschland) versuchen es zu zweit. Aber auch beim Mutter-Tochter-Gespann klappt es nicht viel besser: „Die Orientierung ist schwierig, weil die Stationen nicht am Plan eingezeichnet sind.“ Und doch schaffen sie es dann irgendwie vorbei an Ehrengräbern, Bundespräsidentengruft – hinein in die Kirche. Die Karl-Borromäus-Kirche von Max Hegele wurde 1910 fertig gestellt, flüstert uns die weibliche Sprecherin zu.
Lässig um den Hals gehängt
Der Wind dreht auf. Ein kurzer unachtsamer Moment und die Info-Blätter gehen flöten. Die Suche nach dem Falco-Grab (Gruppe 40) wird zur Odyssee. Mit einem verwirrten, immer hoffnungsloser werdenden Blick geht’s weiter. Aber der schreckt andere Friedhofspassanten nicht ab. Im Gegenteil. Vom Audio-Guide, lässig um den Hals gehängt, scheint etwas Offizielles auszustrahlen. „Wissen Sie, wo das Falco-Grab ist?“, fragt ein radelnder Opa mit Enkel im Schlepptau. Schulterzucken. Fünf Minuten später trifft man sich wieder. „Es ist beim Klo vorne links“, brüllt das Büblein vom Rad.
Audio-Guide als Navi?
Und da ist sie dann auch, die Ruhestätte vom berühmten Austro-Musiker Hans Hölzel. Ganz in der Nähe starren zwei junge Frauen aufs gleiche schwarze Kastl. „Es wäre super, wenn der Audio-Guide gleichzeitig eine Art Navigationsgerät wäre“, sagt Monika aus Osnabrück. Immerhin werden bei den verschiedenen Stationen auch einige Bilder mit angezeigt. „Wichtige Sachen sind gar nicht eingezeichnet. Wir haben ewig gesucht, um das Klo zu finden.“ Steffi aus dem Spreewald in Brandenburg ist von den Informationen enttäuscht. „Da hätte ich gern kuriosere Dinge erfahren“, sagt die bekennende Friedhofstouristin.
Nur wenig „Kurioses“
Unter das Prädikat „kurios“ fällt da am Ehesten noch die Geschichte vom Meerschweinchen-Grab unweit der alten Ehrengräber. Denn Tier-Bestattungen sind am Zentralfriedhof strengstens verboten. Kinder dürften ihrem „Charly“ dort die letzte Ehre erwiesen haben. Und „Charly“ durfte bleiben. Fazit: Wer zum ersten Mal am Zentralfriedhof unterwegs ist, dürfte schon auf seine Kosten kommen. Wer auf mehr gehofft hat, wird enttäuscht. Aber nicht vergessen: Auch den Orientierungsplan kaufen. Die 20 Cent sollten noch drin sein.